Das Königshaus am Schachen
Das Königshaus am Schachen, das 1870 erbaut wurde, ist vom 30. Mai bis 6. Oktober für Besucher geöffnet. König Ludwig II. plante dieses Berghaus seit 1869 und wählte den Schachen am Fuß des Wettersteinmassivs auf einer Höhe von 1.866 Metern als Standort. Diese Lage bietet einen der beeindruckendsten Hochgebirgseindrücke der bayerischen Alpen. Anders als bei seinem Vater Max II. war das Gebäude nicht für die Jagd bestimmt, die Ludwig II. strikt ablehnte. Vielmehr sollte das Haus dem König ermöglichen, das Hochgebirge mit allem Komfort zu genießen.
Architektur und Inneneinrichtung
Von außen wirkt das Königshaus eher bescheiden und erinnert an ein traditionelles Schweizer Chalet aus Holz, ein im 19. Jahrhundert bei Adel und wohlhabenden Bürgern beliebtes Ferienhaus. Die Raumaufteilung mit einem zentralen Salon entspricht großbürgerlichen französischen Villen jener Zeit. Die fünf Wohnräume im Erdgeschoss sind mit einheimischem Zirbelholz getäfelt und komfortabel ausgestattet, was an ein damaliges alpines Feriendomizil erinnert. Die Möbel im Arbeits- und Schlafzimmer sind aus Eichenholz gefertigt und unterstreichen die schlichte Eleganz.
Der Türkische Saal
Im Obergeschoss des Hauses befindet sich der beeindruckendste Raum: der Türkische Saal. Dieser steht in völligem Kontrast zur sonstigen Ausstattung des Hauses und ist einem historischen Saal im Palast von Eyüp nachempfunden, den Sultan Selim III. Ende des 18. Jahrhunderts einrichten ließ. Ludwig II. entdeckte eine Abbildung dieses Saals in einer englischen Publikation von 1840 und ließ sich davon inspirieren. Der Türkische Saal entführt Besucher in eine Zauberwelt aus "Tausend und einer Nacht" mit vergoldeten, reich ornamentierten Wänden, einem zentralen Springbrunnen, aufwendig bestickten Hockern und Divanen, einem kostbaren Teppich sowie üppig verzierten Accessoires wie Räucherpfannen und Kandelabern. Große Glasfenster mit buntem Ornament beleuchten diesen prachtvollen Raum.
Historische Bedeutung
König Ludwig II. verbrachte jedes Jahr etwa 10 bis 12 Tage im Schachenhaus, begleitet von bis zu 20 Bediensteten, die rund um die Uhr beschäftigt waren. Hier feierte er auch jährlich seinen Geburts- und Namenstag am 25. August. Um den orientalischen Raumeindruck zu vervollständigen, wurden Diener in orientalischer Kleidung im Saal platziert, die Wasserpfeife rauchten und Tee tranken. Diese Tradition der "Lebenden Bilder" war im 19. Jahrhundert sehr beliebt.
Wanderungen und Ausflüge
Das Schachenschloss ist ein beliebtes Ziel für Wanderer und Mountainbiker. Gleich neben dem Schloss befindet sich das Schachenhaus, eine gemütliche Hütte, die in den Sommermonaten zur Einkehr einlädt. Besucher sollten unbedingt zum Belvedere spazieren, von wo aus man einen herrlichen Blick durchs Reintal bis auf den Schneeferner der Zugspitze genießen kann. Hinter dem Schachenhaus erhebt sich der Wettersteinkamm mit der markanten Dreitorspitze.
Zugangswege
Das Schachenschloss und das Schachenhaus sind entweder von Mittenwald über den Ferchensee oder von Klais durch die Elmau zu erreichen. Letztere Route eignet sich auch für Mountainbiker, ist jedoch sehr anspruchsvoll. Eine empfehlenswerte Variante ist, ab der Wettersteinalm zu Fuß weiterzugehen.
Das Königshaus am Schachen ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Architektur und die kulturellen Interessen König Ludwigs II. und bietet Besuchern einen faszinierenden Einblick in seine Welt.